KONZEPT

Das Projekt widmet sich drei in Mecklenburg lebenden Künstlerinnen: Christiane Dreyer, Anke Meixner und Kat von Stenglin. Sie vertreten drei unterschiedliche Positionen in der zeitgenössischen Kunst. Seit Jahrzehnten leben und arbeiten sie – sogar im selben Landkreis, jedoch unabhängig – an Werken, die die Auseinandersetzung mit einer optisch dreidimensionalen Wirkung in der Ebene vereint.

Die drei Künstlerinnen verarbeiten technisch unkonventionell Fasern zu Papier oder Textilien im weitesten Sinne und erschaffen somit ihr künstlerisches Material, aber nicht als Bildträger, sondern als Kunstwerk. Zwei Arten der Webtechnik und das Papier-Handschöpfen bilden ihre Arbeitsgrundlage.

Die Arbeiten von Kat von Stenglin und Christiane Dreyer entstehen am Hochwebstuhl. Während von Stenglin ihre Werke ausdruckstarker grafischer Qualität mit Wolle auf Leinen erschafft, verwebt Dreyer wellenförmige Streifen von farbiger Wellpappe, die schließlich als Relief auf einem Holzträger fixiert werden. Auf unterschiedliche Weise entsteht bei beiden ein Moment dreidimensionaler Wirkung. Bei von Stenglin führen visuell-irritative Effekte zum Eindruck von Bewegung, Vibration und Überschneidung der auf dem Quadrat basierenden Bildformen. Bei Dreyer hingegen evozieren tatsächliche Erhebungen des künstlerischen Materials den Eindruck von teils figurativer Raumtiefe.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Werke Anke Meixners erheblich, denn sie scheinen lediglich flaches Papier zu sein. Der Umgang der Künstlerin mit dem Aufbrechen der Zweidimensionalität geschieht über den Aufbau und die Modifikation ihres Materials. Im Prozess des Handschöpfens werden unterschiedliche Schichten Fasern übereinander appliziert, die aus traditionellen und experimentellen Papierbreimischung bestehen. Sie werden u.a. durch farbig blaue Textilien oder technisch-industrielles Material bereichert. Durch partielles Abtragen wird in die nassen Schichten eingegriffen. Stanzung und Prägung erfolgen nach der Trocknung wie auch das Aufschneiden einzelner Blattbereiche. Dabei werden die tektonischen Schichten sichtbar. So verlassen Meixners Werke sehr subtil die zweidimensionale Bildebene.

Die technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Künstlerinnen, ermöglichen das Fortleben des traditionell in Mecklenburg verorteten Handwerks. Denken wir dabei an den Leinenanbau in der Griesen Gegend oder die Verwendung von Papiermaché in den Schlössern. Auf Grundlage höchster technischer Materialbeherrschung erschaffen Christiane Dreyer, Kat von Stenglin und Anke Meixner Werke, die sich in die internationale Kunstgeschichte einschreiben lassen. Insofern verwirken sie nicht nur Fasern zu künstlerischen Materialen, sondern übertragen Traditionen in die aktuelle Kunst und damit auch sinnbildlich in die dritte Dimension.

Projektidee: Alexander von Stenglin | Kurator: Dr. Nico Janke
3 contemporary artists – 3 dimensional logo

im Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin
02. Juli 2022 – 04. September 2022
Vernissage: 02.07.2022, 15:30 Uhr
Puschkinstraße 12, 19055 Schwerin | Di–So 11–18 Uhr
Schirmherrschaft: Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern